Lauf Ass aus Linden weit vorn beim New York Marathon

Andi Oberberger (45) vom WSV Patersdorf erfüllte sich einen sportlichen Lebenstraum – 42,195 Kilometer in etwas mehr als drei Stunden gerannt

 

n der regionalen Läuferszene ist der 45-jährige Andi Oberberger aus Linden eine feste Größe, weil er bei verschiedenen Events nicht nur in seiner Altersklasse Spitzenplätze belegt und kürzlich beim Berlin-Marathon mit einer Zeit unter drei Stunden weit im Vorderfeld landete und seine Zeit vom Hamburg-Marathon um zehn Minuten gesteigert hat. Mit insgesamt 2800 Trainingskilometern alleine in diesem Jahr legte er einen stabilen Grundstock und holte sich bei kürzeren Wettkämpfen auch die notwendige Tempohärte für seinen großen Läufertraum: den Start beim New-York-Marathon.

Der Aufbruch zum 42-Kilometer-Lauf am 3. November erfolgte vier Tage zuvor vom Flughafen München aus. Bei einem Münchner Lauf-Reisebüro hatte er frühzeitig das Startrecht geordert. Bei der Einreise in die USA auf dem Flughafen John F. Kennedy wurde Oberberger aber erst einmal für eineinhalb Stunden bei der sehr intensiven Passkontrolle gebremst. Dies glichen dann aber die sehr erfreulichen Wetterprognosen für das Wettkampfwochenende (sonnig, 14 Grad) aus. Im Hinblick auf das nahende Großereignis huschten die Sehenswürdigkeiten der Weltmetropole wie Freiheitsstatue oder das Empire State Building einfach vorbei und auch der Jetlag hielt sich in Grenzen. Die notwendigen Startunterlagen holte der WSV-Läufer bereits zwei Tage vor dem Start kurz mal eben beim Frühstückslauf ab. Die Spannung stieg und stieg. Am Wettkampftag war bereits um 4.45 Uhr Aufstehen angesagt, damit der Zubringerbus des Hotels um 5.30 Uhr genommen werden konnte. Eine spätere Anreise nach Staten Island ist wegen der anschließenden Sperrung der Zubringerbrücke nicht mehr möglich, so dass der Familienvater aus Linden sich das Frühstück selber organisieren musste.

Nochmals waren im Startbereich strenge Sicherheitskontrollen angesagt und weil die Kleiderabgabe schon um 8.20 Uhr notwendig war, musste sich der Patersdorfer Läufer mit Wegwerfkleidung bis zum Start warm halten. Zugleich war er aber total hingerissen von der Szenerie: 52 700 Marathonläufer aus aller Welt waren beim berühmtesten Lauf am Start – und er mittendrin. Aufgrund seiner hervorragenden Referenzzeit von unter drei Stunden durfte der 45-Jährige um 8.50 Uhr sogar in die erste Startwelle, die 25 Minuten nach den Profis auf die Reise geschickt wurde. Zuvor begrüßte der Bürgermeister von New York die Starter und bei der live gesungenen amerikanischen Nationalhymne herrschte eine Gänsehaut auslösende Totenstille, bis dann mit einer Kanone der Startschuss erfolgte und der Frank-Sinatra-Song „New York, New York“ die Läufer auf den ersten Metern über die Verrazano-Narrows-Brücke begleitete. Dabei befanden sich zwei Startbereiche auf und einer unter der Brücke. Drei weitere Startwellen folgten.

Am Scheitelpunkt der Brücke konnten die Läufer nochmals die Skyline von Manhattan bewundern, wenn sie überhaupt dafür einen Blick hatten. Von den ersten Metern an begleiteten Abertausende kreischende und total begeisterte Zuschauer die Ausdauersportler auf der 42,195 Kilometer langen Strecke. Andi Oberberger, er ist bei Rohde & Schwarz in Teisnach beschäftigt, war schon vorher bewusst, dass das Streckenprofil über insgesamt fünf große Brücken nicht einfach war und setzte seine Zielzeit auf etwa 3:15 Stunden fest. Tatsächlich saugten ihm die langen Brückenaufgänge von Meile zu Meile viel Kraft aus den Beinen. Nach 21 Kilometern gerader Strecke ging es vom Stadtteil Brooklyn über die Pulaski-Brücke nach Queens und die Hälfte der Strecke war geschafft. Mit seiner Zwischenzeit (Halbmarathon) von 1:28 Stunden war er noch ganz zuversichtlich, als er aber über die Queensborough-Brücke vom Stadtteil Queens nach Manhattan kam und auf der First Avenue etwa sechs Kilometer geradeaus nach Norden und über die nächste Brücke in die Bronx einbog, half ihm die Begeisterung der Zuschauer sehr, bei denen man sehr gut die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten New Yorker Stadtteile unterscheiden konnte. Er bekam nur am Rande mit, dass sogar Scharfschützen der Polizei die Veranstaltung von den Hochhäusern aus sicherten.

Kurz vor dem Central Park, dem schwersten Teil der Strecke, musste er seinem hohen Tempo von 4:10 Minuten pro Kilometer Tribut zollen und die Strapazen wurden gewaltig. Zum Schluss wollte nur mehr der Kopf und der Körper von Oberberger fühlte sich vollkommen leer an, doch die letzten 1200 Meter zur Ziellinie wurde der Läufer aus dem Bayerischen Wald von den frenetisch anfeuernden Zuschauern regelrecht getragen und für ihn blieb die tolle Zielzeit von 3:06:41 Stunden stehen, was den Gesamtrang 1750 und in seiner Altersklasse den 188. Rang unter 4698 Startern bedeutete. Nach zwei Tagen Regeneration trat der in Linden wohnende Andreas Oberberger mit dem Gefühl die Heimreise an, dass er ein außergewöhnliches Sportereignis in einer tollen Stadt erlebt hat.